Planungen für Großwärmepumpe im Klärwerk 1 nehmen Gestalt an
Umweltfreundliche Heizwärme aus dem Abwasser: Die Planungen für die Großwärmepumpe im Nürnberger Klärwerk 1 schreiten voran.
Am Freitag, 4. Juli 2025, stellten Oberbürgermeister Marcus König, Britta Walthelm, Referentin für Umwelt und Gesundheit, und N‑ERGIE Vorstandssprecher Maik Render das gemeinsame Projekt von Stadtentwässerung und Umweltanalytik Nürnberg der Stadt Nürnberg (SUN) und der N‑ERGIE vor. Bis voraussichtlich Mitte 2028 wird auf dem Gelände des Klärwerks eine Großwärmepumpe errichtet, die dem Klarwasser vor der Einleitung in die Pegnitz die Wärmeenergie entzieht und aufbereitet in das Fernwärmenetz einspeist.
„Fernwärme und Wärmepumpen sind wichtige Technologien, um umweltfreundlich zu heizen. Wir haben hier im Klärwerk die einmalige Situation beide Heizarten bestmöglich miteinander zu kombinieren“, sagt Marcus König. „Mit der Großwärmepumpe tragen die Stadt Nürnberg und die N‑ERGIE gemeinsam zur sicheren und nachhaltigen Wärmeversorgung Nürnbergs auf Basis erneuerbarer Energien bei.“
Maik Render ergänzt: „Der Standort hier im Klärwerk bietet optimale Voraussetzungen für den Einsatz unserer Großwärmepumpe. Abwasser ist eine besonders zuverlässige Wärmequelle, da es eine konstante Temperatur hat und ganzjährig verfügbar ist. Außerdem ist unser Heizwerk Muggenhof gleich um die Ecke, was die Anbindung an das Fernwärmenetz erleichtert.“
Britta Walthelm, auch erste Werkleiterin von SUN, erläutert: „Das Klärwerk ist einer der größten Energieverbraucher der Stadt. Indem wir überschüssige Wärme nutzen, setzen wir einen zentralen Baustein, um unserem Ziel der klimaneutralen Stadt und Stadtentwässerung einen wesentlichen Schritt näher zu kommen.“
Die geplante Großwärmepumpe hat nach aktueller Entwurfsplanung eine thermische Leistung von 15 bis 20 Megawatt (MW) bei einem Stromeinsatz von rund sieben MW. Hiermit lassen sich pro Jahr bis zu 150 Gigawattstunden Wärme in das Fernwärmenetz einspeisen. Die Großwärmepumpe kann künftig – abhängig von Betriebsstunden und Wärmenachfrage – durchschnittlich rund 5.000 Haushalte mit Wärme versorgen.
Im Zuge des Projekts baut die N‑ERGIE in unmittelbarer Nähe zur Pegnitz ein rund 22 Meter langes, 21 Meter breites und rund 13 Meter hohes Anlagengebäude für die Großwärmepumpe. Zudem werden auf einer Länge von rund einem Kilometer Fernwärme- und Stromleitungen vom Klärwerk über die Adolf-Braun-Straße, die Fuchsstraße und die Muggenhofer Straße bis zum Heizwerk Muggenhof verlegt.
Vom Abwasser zur Heizwärme
Egal ob vom Duschen, Spülen, Waschen oder dem Toilettengang: Rund um die Uhr fließt das Abwasser der Menschen und abfließendes Regenwasser in die Kanalisation und von dort aus in das Klärwerk. 71 Millionen Kubikmeter Abwasser behandelte SUN im Jahr 2024. Eine Kläranlage reinigt das schmutzige Wasser durch Absetzen (mechanisch) und durch Bakterien (biologisch). Das geklärte Abwasser hat eine Temperatur von 13 bis 20 Grad Celsius und ist damit ausreichend warm, um als Quelle für die hocheffizient betriebene Wärmepumpe zu dienen.
Die Großwärmepumpe funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie eine haushaltsübliche Wärmepumpe, nur im großen Maßstab: Sie nimmt die im Abwasser vorhandene Wärme über einen Wärmetauscher auf und überträgt sie auf ein Kältemittel, das in einem Kreisprozess immer wieder verdampft, verdichtet, verflüssigt und entspannt wird. So kann die Wärmeenergie aus dem Abwasser gewonnen, für Heizzwecke nutzbar gemacht und in das Fernwärmenetz abgegeben werden. Das Wasser selbst kühlt sich durch den Entzug der Energie ab und wird dem Klarwasserstrom vor der Einleitung in die Pegnitz wieder zugemischt. Dadurch erwärmt sich die Pegnitz insbesondere im Sommer weniger, wodurch sich die Qualität des Gewässers verbessert. Aktuell fließt das gereinigte Abwasser direkt in die Pegnitz.
Nächste Schritte
Aktuell arbeitet die N‑ERGIE an der Entwurfsplanung für die Großwärmepumpe sowie für die Anbindung an das Fernwärmenetz und bereitet die Ausschreibung vor. Der Bau der Anlage soll 2026 starten, die Inbetriebnahme ist für Mitte 2028 geplant.
Fernwärme in Nürnberg
Rund ein Viertel der Heizwärme, die in Nürnberg gebraucht wird, liefert die Fernwärme. In den kommenden Jahren baut die N‑ERGIE ihr Netz stark aus und arbeitet parallel daran, die Fernwärme sukzessive CO2-neutral zu erzeugen. Zu den geplanten Schritten zählen neben dem Einsatz von Großwärmepumpen, der Bau eines Altholz-Heizkraftwerks sowie die Nutzung von (industrieller) Abwärme, Erdwärme oder Wasserstoff. Knapp 30 Prozent der Nürnberger Fernwärme stammen schon heute aus nicht-fossilen Quellen.
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